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14 Juli

01.07.14  

Gestern vor dem nervenzerfetzenden Fußballspiel Deuschland gegen Algerien.



Besuch in einer Marmorfabrik.

In einer Ziegelei. Jeder Ziegelstein wird von Hand geformt, getrocknet und dann gebrannt.





Der Weg zu einer Mühle in den Bergen.

Es war der Jugendtraum des Besitzers, sie wieder in Betrieb zu nehmen.

Um die Mühle herum der von ihm selbst liebevoll mit Marmorplatten und Ziegeln gestaltete Boden.

In etwa einem Kilometer Entfernung wohnen Deutsche, die dem Mühlenbesitzer per Gerichtsbeschluss verboten haben, die Mühle mahlen zu lassen, denn das macht Lärm und sie wollten Ruhe. Darüber ist er krank geworden und liegt jetzt seit zwei Jahren im Krankenhaus.

Ein Blick ins Innere der Mühle durch schmutzige Scheiben.

Die Zeit ist stehengeblieben.

Ein Kino in Tavira.

Mittagessen in einem von Deutschen geführten Restaurant, das sich auf…

…Tintenfischgerichte spezialisiert hat.

Dieser Käfer tötet alle Phönixpalmen rund ums Mittelmeer. Er legt im Innern der Palmen hunderte Eier ab und die Larven fressen so lange, bis die Palme stirbt. Jetzt lebt er nicht mehr.

Diese Palme am Haus unserer Gastgeberin war sein Ziel.

02.07.14  
Gestern unser letzter Ausflug von Loulé (mit Museumsbesuchen) zu den Villen und zum Strand der wirklich Reichen an der Algarve.

Das ist deren Felsküste…

und die haben selbstverständlich eine Lifeguard. Ich muss an Hong Sang-soos "In Another Country" mit Isabelle Huppert denken.

Wir fahren in die Auffahrtsallee dieses Superhotels. Reinzukommen ist kein Problem, aber beim Rausfahren werden wir von einer Security gestoppt und nur eine Lüge unserer geistesgegenwärtigen Fremdendführerin lässt uns entkommen.

Dieses ungewöhnliche Denkmal symbolisiert hier die Macht der staatlichen Bürokratie.

Der HiTec-Parkgebührenautomat wird hier gerade repariert. Der Techniker freut sich über mein technisches Interesse.

Beim Rausfahren aus dem Parkplatz hilft uns nur ein Telefonat. Auch aus der Ferne lässt sich die Schranke öffnen.

Beim Mittagessen, bei dem wir uns alle für gebratene Wachteln entschieden haben, beginnt unsere Gastgeberin damit, meinen fünfundsiebzigsten Geburtstag mit einer möglichen Gästeliste zu organisieren. Ich bewundere ihre systematisch-professionelle Vorgeheneise und lege zum ersten Mal meine Einwände gegen eine derartige Feierlichkeit beiseite.

Das Resultat ihrer Arbeit auf dem Papiertuch des Tisches. Ich weiß. dass das unlesbar ist, aber das ist von mir so gewollt.

Auch die Früchte der Zypressen hier teilen meine Fussballbegeisterung.
Die Algarve-Expedition ist beendet. Meine ägyptische Freundin und ich sind wieder auf einem ziemlich ruckeligen Flug mit Air Berlin in Berlin gelandet.

In der Fidicinstraße beginnen jetzt die Feinarbeiten.



Und morgen Abend soll hier ein Hinterhoffest gefeiert werden. So schön wie das Hinterhoffest am Schluss von "BERLIN CHAMISSOPLATZ" wird das vermutlich nicht werden.
03.07.14  
Meine ägyptische Freundin wartet im Kempinski am Kudamm auf einen Freund ihrer Familie aus Amerika. Er kommt nicht und wie sich später herausstellt, hat er im Adlon-Kempinski auf uns beide gewartet. Daraus entstehen eine Menge Probleme. Nach einer heftigen Diskussion am Hoteleingang sagen mir die da stehenden Pagen: Frauen sind nicht einfach.

Auf dem Hinterhoffest spreche ich lange mit dem Hausbesitzer und seinem Sohn. Und über unsere gegenseitige Zukunft. Ich frage ihn, ob er wenn ich sterbe am Haus eine Plakette anbringen wird, dass ich hier fünfundreißig Jahre oder länger gelebt habe. Er fragt mich, wer bezahlt das.
04.07.14  
05.07.14  
Mittagessen mit den amerikanischen Freunden meiner ägyptischen Freundin.

Zwei Stunden später schaue ich mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil im Oleanderzimmer das Fußballspiel Deutschland gegen Frankreich an. Das macht Spaß, da es dort relativ kühl ist und Hummels früh ein Tor geschossen hat. Nur ein Tor von Thomas Müller habe ich vermisst. Die Bildzeitung lag mit ihrer Vorhersage falsch.

Mein Phlox hat angefangen zu blühen.

Den Hortensien vom letzten Jahr ist es dank der Pflege meiner Freunde richtig gut gegangen.



Zwei Dahlien wurden von den Nacktschnecken verschont.

Diese von Kiefernzapfen umrandete Dahlie ist ratzekahl gefressen worden.

Für meine Gäste koche ich nach dem Fahrradfahren einen Auflauf im Römertopf.

Er ist ganz gut geraten. Immerhin die Hälfte ist aufgegessen.

Am späten Nachmittag haben sich in dem Raum, in dem ich meine Fahrräder abstelle, mehrere Jungschwalben versammelt. Da sie mir meine Räder vollkacken, habe ich gut eine halbe Stunde gebraucht, um sie zu vertreiben. So schön es ist, vier Schwalbennester am Haus zu haben, die jungen Schwalben sind gar nicht lustig, denn sie fliegen aus Neugierde in jedes offene Fenster.
Beim Fußballspiel am Abend im Oleandertimmer bin ich gegen Ende eingeschlafen. Sowohl Karlheinz wie auch ich hatten uns vorgenommen, zu Belgien zu halten. Trotzdem hat Argentinien gewonnen.
06.07.14  


Nach einer 12km-Fahrradfahrt fische ich erst mal alle Graspollen und Blätter aus meinem Gartenteich, fülle frisches Wasser nach und dann gehe ich schwimmen.

Bei 29 Grad Außentemperatur essen wir den Rest des Auflaufs. Danach fahren meine Freunde zurück nach Berlin.

07.07.14  
Meine Gäste sind weg. Ihre Bettwäsche ist gewaschen und trocknet in der Sonne.

Beim Fahhradfahren riecht es nach frischgeschnittenem Stroh.

Viele Bäume haben angefangen, ihre Blätter abzuwerfen, den es ist glühend heiß und der Boden ist furztrocken.

Im Sonnenblumenfeld an meinem Fahrradumkehrpunkt blühen jetzt die ersten Sonnenblumen. Sie haben offensichtlich tiefere Wurzeln als Brennnesseln, die am Wegrand vertrocknen.
Mein Kopf ist zersplittert: acht Tage Algarve, Hinterhoffest in der Fidicinstraße, der Besuch der amerikanischen Freunde meiner ägyptischen Freundin in Berlin, Fußballweltmeisterschaftgucken mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil auf dem Bauernhof, für beide Auflauf kochen, Fahrradfahren, viele emails von Freunden, die überall in der Welt verstreut sind, Beratungsgespräche im Hinblick auf Banken (irgendwann werden die Zinsen wieder steigen, alle anderen Angebote ablehnen) eine email von meinem neuen Gasanbieter, dessen Website absolut nutzerunfreundlich ist und der zwei Sachen gleichzeitig von mir will - und dann mein Garten, der an vielen Stellen, weil alles beinahe im Schnellgang dieses Jahr wächst, eine totale Wildnis geworden ist. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und tue deshalb nichts. Was ganz schlecht ist. Vielleicht muss morgen Abend Deutschland gegen Brasilien gewinnen, und Müller schießt nochmal ein oder zwei oder drei Tore. Vielleicht wird dann auch mein Leben wieder einfacher. Außerdem geht mir immer auch noch im Kopf rum, vor allem beim Fahrradfahren, will ich wirklich ein Riesenfest zu meinem fünfundsiebsten Geburtstag, zu dem alle Menschen (Frauen, Freunde Filmteam), die in meinem Leben wichtig waren, eingeladen werden?
Wenn Cora Frost ("PARADISO" und "TIGERSTREIFENBABY") das liest, wird sie mir vielleicht abraten und sagen: Rudolf, diesen Film hast du doch schon gemacht, denn das hat sie mir zum Drehbuch von "DAS ROTE ZIMMER" geschrieben. Sie ist vor ein paar Tagen einundfünfzig geworden und hat einen ziemlich wilden Tag dabei gehabt. Sie müsste natürlich etwas singen, wenn es zu diesem Geburtstagsfest kommen sollte, denn ich liebe sie noch immer.
Am Abend mähen zwei junge Männer mit zwei Traktoren die Dorfwiese. Einer ist Thomas, der früher mit meinen Kindern im Hof gespielt und mit ihnen Baumhäuser gebaut hat. Er ist jetzt der neue Bürgermeister und fragt mich, ob ich nicht das Unkraut vor meiner Hausfront wegmachen könnte, denn am Samstag ist hier das Dorffest. Weil ich Thomas mag, mache ich mich sofort an die Arbeit. Früher hat das in jedem Jahr meine verstorbene Mieterin gemacht. Ich merke jetzt immer mehr, welch ein Segen sie für meinen Bauernhof war.

Zweidrittel der Unkrautbeseitigung sind geschafft. Morgen mache ich weiter.
Danach bin ich total verschwitzt, ziehe mich aus und schwimme ein bisschen, um mich abzukühlen, im Gartenteich. Jeder klinisch sauberere Swimmingpool ist nur halb so gut wie mein Gartenteich, denn hier ist das Schwimmen ein totales Eintauchen in die Natur. Nicht einmal das Schwimmen im Meer ist schöner. Ich hab's ja gerade in der Algarve gemacht und kann das durchaus kompetent vergleichen.
08.07.14  
Um 6 Uhr zuerst ein leichtes Donnergrumpeln, dann beginnt es zu regnen. Zwei Stunden lang.

Auf dem Radweg begegne ich einem Nachbarn. Hier haben böse Buben letzte Nacht einen Strohballenhaufen angezündet. Noch immer steigt Rauch auf.

Eine Sonnenblume bei Sonnenschein.

Ich habe mich gestern mit der Unkrautbeseitigung vor meinem Haus total verschätzt. Mein Grundstück hat eine Länge von 40 Meter. Hinter dem Laternenmast kommen nochmal 10 Meter. Bis dahin schaffe ich es heute. Fünf Schubkarren wurden voll mit Erde und Pflanzen…

…und vor der Hofeinfahrt ist noch immer ein bisschen Restgras. Das kommt morgen dran.

Nach getaner Arbeit: ich habe nicht in meine Hose gepinkelt. Das ist Schweiß.
09.07.14  
Was ich gestern Abend vor dem Fußballspiel für eine Übung der Dorffeuerwehr hielt, war ein Brandeinsatz.

Heute Morgen beim Fahrradfahren sehe ich, dass auch ein zweiter Haufen mit Strohballen an meinem Fahrradweg gestern Abend in Brand gesetzt wurde. Hier darf das Feuer nicht gelöscht werden, weil durch das Wasser der darunterliegende Acker zerstört würde. Die Feuerwehr darf nur angrenzende Felder nass machen, damit das Feuer nicht auf den Wald übergreifen kann und muss ansonsten zuschauen.

In hundert Meter Entferung wartet ein weiterer Strohballenhaufen darauf, dass er er von diesem offensichtlichen Feuerteufel angezündet wird. Der Bösewicht ist wahrscheinlich nach vollbrachter Tat nach Hause gegangen und hat wie jeder brave Deutsche das wunderbare Fußballspiel am Fernseher angeschaut.
Ägypten: Was in Ägypten passiert, hat den ägyptischen Humor fast zum Erliegen gebracht. Da die Ägypter extrem fussballbegeistert sind, wenden sie sich jetzt der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien zu. Die allerdings ist am Sonntag vorbei. Die jede Art von Humor unterdrückende Regierung - ich schreibe nicht "Militärherrschaft" - allerdings noch lange nicht. Denn die ist mir und meiner ägyptischen Freundin lieber als die Regierung der Muslimbrüder unter ihrem Präsidenten Mursi, obwohl die Weinpreise seit ein paar Tagen um 200 Prozent erhöht worden sind. Unter Mursi wäre der Verkauf von Alkohol früher oder später ohnehin ganz verboten worden.


10.07.14   Beim Fußballspiel Argentinien-Holland gestern Nacht bin ich eingeschlafen. Es wäre schön, wenn die deutsche Mannschaft das Endspiel reizvoller gestalten würde.

Der Strohballenhaufen brennt noch immer und erinnert mich an einen Vulkan.

Auf dem Radweg sind heute mehr Nacktschnecken unterwegs als je zuvor und überall große Haufen Vogelkacke mit Steinen. Ich vermute, dass die Vögel vorher diese Vogelbeeren gefressen haben.
Gegen Mittag hole ich meine ägyptische Freundin vom Bahnhof Luckau-Uckro ab und entdecke beim Warten auf den Zug…

…diese Distelblüten und…

…diese "Früchte" eines Strauchs, der da am Bahnhof überall wächst. Wenn man draufdrückt gibt es einen Knall. Der Zug ist auf die Sekunde genau pünktlich und meine ägyptische Freundin bekommt von mir ein paar der hier wild wachsenden Brombeeren.

Nach dem Mittagessen wollten wir zusammen Fahrrad fahren, doch kaum waren wir fertig, fing es an zu donnern und plötzlich kam Wind auf und für ein paar Minuten schüttete Petrus alles aus, was er im Himmel zur Verfügung hatte. Eigentlich müsste dadurch auch der brennende Strohhaufen erloschen sein. Sozusagen eine himmlische Feuerwehr. Ich fahre hin und so sieht es aus…


11.07.14  

Meine ägyptische Freundin und ich fahren bei Sonnenschein zum See. Sie schwimmt eine halbe Stunde.

Vorher ist uns dieser junge Vogel über den Radweg geflattert.



Beim Wiederanziehen beginnt es zu donnern und die ersten Tropfen fallen. Wir fahren beide so schnell es geht. Im Wald gibt es regelrechte Donnerschläge. Zwischen Blitz und Donner liegen nur knapp 3 Sekunden. Das Gewitter ist also fast genau über uns. Ich entscheide mich, nicht weiterzufahren, sondern im Kartoffellager Zuflucht zu suchen, bis das Gewitter vorübergezogen ist. Kaum sind wir im Gebäude schüttet es in Strömen. Meine ägyptische Freundin findet im Laden dort viele Dinge, die ich morgen für sie einkaufen soll. Wir haben zusammen mit der Verkäuferin eine schöne Zeit.

12.07.14   Weil gestern eine fußballlose Zeit war, bin ich bei der ARD auf "Türkisch für Anfänger" gestoßen. Weil ich erst nach einer halben Stunde mit dem Sehen angefangen habe, habe ich nichts wirklich von der Geschichte verstanden, war aber so fasziniert von dieser Art inszeniertem Irrsinn, dass ich, obwohl meine ägyptische Freundin sagte, das ist schrecklich, haben wir den Film zuende geguckt. Der Film wäre für mich vor 25 Jahren und angesichts seines Kinoerfolgs ein Grund zum Auswandern aus Deutschland gewesen. Mit Kino, so wie ich das verstehe, hat das nichts mehr zu tun.
Heute war die Wettervorhersage, dass es nicht regnet, ein Grund wieder zum See zu fahren…

…meine ägyptische Freundin mit ihrem Fahrrad, das wie ein Kinderfahrrad aussieht, aber die Fahreigenschaften eines Rennrads besitzt, ist nach einer Weile fast einen Kilometer vor mir.

Hier ist das Regenwasser gestern in den See geflossen und hat eine tiefe Rille in die sandige Erde gegraben. Auf dem Rückweg fing es zum gleichen Zeitpunkt wie gestern an zu regnen. Wir haben unter einer Eiche, denn es gab kein Gewitter, das Regenende abgewartet.

Das wird heute hier gefeiert.
13.07.14  
Das Dorffest am Abend. Es ging bis 2 Uhr morgens. Den Fackelumzug habe ich im letzten Jahr gefilmt (LINK). Diesmal habe ich Fußball geguckt.

Heute morgen ist fast alles wieder weggeräumt.

Meine ägyptische Freundin fährt wieder weg. Am Bahnhof gelingt es uns nur unter Schwierigkeiten am Fahrkartenautomat eine Fahrkarte zu kaufen. Und ich beobachte und filme eine Kellerassel.
14.07.14   Der Mond in Rio hinter der Christus-Statue, der zweimal während des Fußballspiels gezeigt wurde, war schöner als mein Mond hier über dem Dorfteich. Dafür habe ich 2 Monde.

Ich habe einen Fußball-Kater. 4 Wochen habe ich mich auf das Spiel gestern gefreut. Jetzt, da die deutsche Mannschaft gewonnen hat, fühle ich mich leer.

Die Reste des verbrannten Strohballenhaufens am Radweg sind abgeräumt.

Der "Mond" in Rio, der im Fernsehen zu sehen war, war kein Mond, sondern die untergehende Sonne. Bei Dreharbeiten zu einem Film meiner Ex-Frau Karin Thome in Tunesien (1972???) habe ich in einer Oase bei über 40 Grad mal einen Riesenmond gesehen.

Die WM 2014 ist vorbei und will nichts mehr darüber wissen. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: werde ich die nächste 2018 in Russland noch erleben, denn dann wäre ich fast 80. Immerhin verfolge ich diese WM's seit 1954. Damals noch vor dem Radio. Die Stimme des Kommentators ("Liebrich, Liebrich hat uns gerettet" oder so ähnlich) ist noch heute in meinem Kopf gespeichert. Auch die WM 2002, obwohl ich da "ROT UND BLAU" vorbereitet habe, habe ich verfolgt. Bei der Kostümauswahl für Hannelore Elsner war ich mit Gioia Raspé in ihrer Wohnung in Frankfurt und habe darauf bestanden, dass ich um jeden Preis das Fußballspiel sehen muss. Was ich getan habe, denn nach 2 Stunden waren wir damit fertig.

Jetzt werde ich mich, wenn dieses Wechselwetter hoffentlich bald vorbei ist, wieder voll und ganz meinem Garten zuwenden. Dieser Blattkaktus, den ich von meinem 74. Geburtstag aus Ägypten mitgebracht habe, habe ich in mehrere Teile zerlegt. Aus diesem Blattstück wächst etwas, was ich nicht kenne. Vielleicht ist es eine Blüte?
15.07.14  
Mein Innenhof ist inzwischen ein Sauerampfer-Urwald geworden. Heute mache ich ihn wieder urbar, aber zuerst fahre ich Fahrrad.

Auf dem Weg diese Distelblüte.

Und im Hof höre ich Musik und mache ein Feuer. Im Oleanderzimmer läuft der Fernseher stumm. Ich schaue, während ich im Hof mähe, immer wieder mal rein. Auf allen Kanälen wird die Ankunft der Fußballspieler gezeigt.

Die armen Kerle, die supergut Fußballspielen können, werden von Fernsehleuten dazu gezwungen, eine Art Show zu machen. Mein Gott, das ist schrecklich anzusehen. Und überall müssen sie mit ihren Trikots Werbung machen. Von vorne und von hinten. Und sie müssen auf Kommano auf und ab hüpfen. Und ein blondes Schlagersternchen umkreisen. Ich weiß nicht, ob der eine oder andere denkt, es wäre besser gewesen, nicht Weltmeister zu werden. Das ist keine Feier, sondern eine Vergewaltigung. Im Übrigen musste ich an die Inszenierung der Olympischen Spiele 1936 denken. Goebbels hätte das ähnlich gemacht. Ich habe jetzt endgültig die Nase voll von dieser WM, obwohl ich mich über den Sieg der deutschen Mannschaft sehr gefreut habe.

Um mit etwas Positivem heute im Blog aufzuhören: die ersten beiden Tomaten werden langsam rot.

Mit Genehmigung meines Bürgermeisters hole ich mir die Abschussrampen für das Feuerwerk beim Dorffest, die noch immer am Dorfteich herumstanden, ins Haus.
16.07.14  

Heute morgen bin ich ganz und gar in der Welt des neuen Zweihundertseiten-Drehbuchs von Max Zihlmann versunken und daher mit allen anderen Dingen spät dran.

Das Rapsfeld, das Anfang Mai geblüht hat und vor dem ich für Serpil Turhans Film mit dem Rad entlang gefahren bin, wird gemäht.

Beim Vorbeifahren esse ich eine schon reife Zwetschge. Oder sind das Pflaumen? Die Pflaumen im Garten meiner Eltern in Wallau waren größer. Die Zwetschgen, die in meinem Garten wachsen, sind kleiner.

Das war einmal ein gepflegter Gemüsegarten, in dem Salat, Kräuter, Saubohnen, Tomaten und Erdbeeren wuchsen. Das war eine schöne Zeit, als es noch keine Nacktschnecken gab. Heute habe ich mir einen Weg, um überhaupt reinzukommen, frei schneiden müssen. Wie einst im Dschungel von Ureparapara.
Heute kommt mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich am besten die gesamte Ligusterhecke komplett rausschneide. In 10 Tagen kommt zwar mein Sohn Nicolai für 1 oder 2 Tage zu Besuch, der sie, wenn er kommt, manchmal liebevoll schneidet, aber eigentlich habe ich für ihn Wichtigeres zu tun. Die Bauerngartenidee mit den vom Buchs gesäumten Wegen funktioniert inzwischen auch nicht mehr, denn alles wächst hier ineinander. Die Kastanie im Hintergrund ist zwar voller Kastanien, aber leidet unter der Miniermotte, die die Blätter braun werden lässt. Zwei oder drei Jahre lang habe ich minuziös die braunen Blätter aufgesammelt und im Feuer verbrannt, aber jetzt in dem Gestrüpp drumrum ist das nicht mehr möglich. Da der Kastanienbaum ein Geschenk zur Geburt meines Sohnes Nicolai ist, kann ich ihn nicht fällen. Er hat schon, als ich einen tief liegenden Ast abgesägt habe, protestiert. Wenn die Hecke und die Wildnis drumherum weg ist, könnte ich die Bekämpfung der Miniermotte erfolgversprechender angehen.

17.07.14   Meine heutige Fahrradfahrt bei drückender Schwüle hat mich zu diesem Video inspiriert.
18.07.14   In der Welt passieren die schrecklichsten Dinge. Ich fahre Rad und habe mich entschieden, die Nacktschnecken jetzt wieder mit Asche, die ich um meine 3 verbliebenen Dahlien verstreut habe, zu bekämpfen. Das scheint zu funktionieren. So lange es nicht regnet.

Schleimspuren von Nacktschnecken auf dem Radweg.

Gestern war das noch ein Rapsfeld. Hier wurden nur die Köpfe abgeschnitten. Vielleicht zur Gewinnung von Rapsöl?
Am Nachmittag bekomme ich eine neue Jalousie für mein Velux-Dachfenster. Die erste habe ich vor etwa 10 Jahren eingebaut, aber die ist bei der ersten Hitzewelle in diesem Jahr "geschmolzen". Die Lieferung von Velux mit DPD läuft super. Ich bekomme emails und SMS mit einem Zeitfenster von 1 Stunde und kann dann noch den Weg des Lieferwagens online verfolgen.
Weil alles so gut gelaufen ist, dachte ich, ich probiere es ein zweites Mal mit dem Einbau. Eigentlich wollte ich auf meinen Sohn Nicolai warten. Ich packe besonders sorgfältig aus und suche dann nach einer geschriebenen Bedienungsanleitung. So was gibts nicht mehr. Machen die das, weil so viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben?



Eine tolle Mischung aus Comicsprache und Smileys. Ich brauche trotz all der Bilder knapp eine Stunde, um das Rollo einzubauen. Am liebsten würde ich noch eins kaufen und zusehen, wie Nicolai das macht. Vielleicht ohne einen Blick auf die "Bedienungsanleitung" zu werfen. Ich kann mir das nicht vorstellen, denn der Einbau ist - um es scheinbar leicht zu machen - ganz besonders verzwickt.
19.07.14   Wäsche waschen, Radfahren, Wäsche aufhängen, denn morgen kommt meine ägyptische Freundin wieder zu mir.



Phlox.

Ich habe überall draußen und drinnen Thermometer, weil ich ein Mess-Freak bin. Heute habe ich die bisher höchste Temperatur in diesem Jahr, knapp 32 Grad gemessen (selbstverständlich im Schatten und Luft drumherum),

Weil ich mich bei diesen Temperaturen nicht draußen aufhalten will, habe ich angefangen, meine Filmclips aus der Algarve vorläufig zu schneiden.
20.07.14   Angesichts der todtraurigen Ereignisse in der Welt, in Gaza im Irak und in der Ukraine kommen meine ägyptische Freundin und ich beim Skypen auf die Idee, dass wir, wenn es möglich wäre, auf einen anderen Planeten fortziehen sollten. Nach dem Radfahren mache ich ein paar Fotos von einer schöneren Welt in meinem Hof.





Weil es so heiß ist, sitze ich im kühlsten Raum meines Bauernhofs und klebe an den Twitternachrichten der Nahostreporter aus Ägypten, die ich seit der ägyptischen Revolution kenne und die sich jetzt fast ausschließlich mit Gaza und ein bisschen auch mit der Ukraine beschäftigen. Hier ein Tweet:

Ich finde das total cool. Ägyptischer Humor.
Ich verstehe nicht, warum nicht die "stärkste Frau in Europa" etwas macht, um das, was in Gaza jetzt passiert, zu stoppen. Müssen erst eintausend Bewohner von Gaza getötet sein, bevor sie aus ihrem Urlaub heraus tätig wird. Israel ist auf dem besten Weg, diese glatte Zahl bald zu erreichen.
Hier noch ein unglaublicher Link zur Haltung vieler junger Israelis (LINK), alle tweeten, leicht gekleidet, ihre Meinung gegenüber Arabern. Das macht mich fassungslos.
Da ich kein Fan der Muslimbrüder in Ägypten war und da die Hamas eine Tochter-Organisation von denen ist, hatte ich bisher immer Verständnis für die Abwehrmaßnahmen von Israel. Ich sah, dass was die Muslimbrüder in Raaba veranstaltet haben parallel zu dem, was die Hamas in Gaza macht. Beide opfern bewusst Menschen für ihre Interessen. Aber das, was seit gestern Nacht in Gaza passiert, überschreitet definitiv eine Grenze. Da war Sisi in Ägypten beim "Raaba-Massaker" letztlich für mich immer noch nachvollziehbar. Ich kann Leute, die seit Jahren radikal und offensiv für die Palästinenser sind, nicht leiden. Jetzt schwanke ich. Aber meine Haltung bleibt: Palästinenser ja, Hamas nein, Netanjayu dreimal nein.
21.07.14  


Sonnenblumen blühen nicht mehr.

22.07.14  
Meine ägyptische Freundin und ich fahren heute wieder zum See.
23.07.14   Gestern Abend ist eine Hamas-Rakete in der Nähe des Ben Gurion-Flughafens eingeschlagen. Daraufhin haben fast alle Fluggesellschaften ihre Flüge nach Tel Aviv gestrichen. Zuerst die Amerikaner, dann die anderen.

Auch diese russische Maschine aus Moskau hat kehrtgemacht. Kann man leicht nachvollziehen.

Strandparty am Dorfteich.
24.07.14   Der Server, auf dem meine Website seit über 15 Jahren ist, war heute morgen mehrere Stunden nicht erreichbar. Meine ägyptische Freundin hat mir heute morgen die Haare geschnitten. Sie ist zufrieden mit ihrer Arbeit. Ich auch.

Sie isst Renekloden und sagt, ich liebe die Natur.

Nach dem Haarschnitt.
25..07.14   Der neue Film von Hong Sang-soo "Hill of Freedom" läuft auf dem Venedig-Filmfestival. Allerdings nicht im Wettbewerb wie früher, sondern in der Nebenreihe "Orizzonti". Da lief 1989 auch mein Film "SIEBEN FRAUEN".

Heute regnet es immer wieder. So wie in dem Filmplakat von Hong Sang-soo.

Meine ägyptische Freundin. Zum Radfahren auf spontane Regenfälle eingestellt.

Ich finde, dass auch mir ihre Regenmütze gut steht.
Am Nachmittag Flugbuchungen und viele Telefonate, aber auch eine Email mit meiner Tochter Joya. Mein Bauernhof ist im Somme fast ein Hotel. Ich hoffe, dass ich auch in diesem Jahr im September wieder auf Steinpilzsuche gehen kann. Was meinen 75. Geburtstag angeht, habe ich mich definitiv entschlossen, ihn nicht zu feien. Wer mein Älterwerden feiern möchte, muss auf meinen 80. Geburtstag warten. Falls ich ihn erlebe, mache ich dann ein Riesenfest. Serpil Turhan könnte da den Film, den sie in diesem Jahr über mich gedreht hat, zeigen und ich zeige "PARADISO", wo Hanns Zischler im Film seinen 60. Geburtstag feiert, obwohl er da erst fünfzig Jahre alt war. Was er im Drehbuch bei der Feier sagt, könnte ich wiederholen. Manuel Oliveira zeigt in Venedig seinen neuesten Film. Er ist einhundertfünf Jahr alt. Altwerden ist kein Kinderspiel. Ich bewundere und beneide ihn.
26..07.14  


Heute scheint wieder die Sonne. Wir fahren zum See.
In Gaza ist Waffenstillstand und die Stadt sieht aus wie die von Assad zerbombten Städte in Syrien.







In den USA lernt John Stewart in seiner Daily Show (LINK), was passiert, wenn man Israel kritisiert. In der Huffington Post gab es einen Link, der kurzzeitig funktioniert hat, einen Tag später nicht mehr. Ich hoffe, der Link in meinem Blog funktioniert noch. Meine ägyptische Freundin ist wütend beim Anschauen der Tagesschau. Inzwischen sind über tausend Bewohner von Gaza getötet worden.

27.07.14   Mein Sohn Nicolai und seine Freundin Ina sind zu Besuch. Viel Arbeit. Eigentlich war der Plan nur die beiden Buxbäume wieder in Form zu schneiden.



Da Arbeit ansteckend ist, nehme ich mir vor diese Wildnis zu lichten. Davor.

Danach.

Diese Arbeit war nicht vorgesehen. Jetzt schneidet Nicolai die Ligusterhecke radikal kurz.

Ein Grillfeuer.

Ein weiterer Versuch mit einer Lammschulter misslingt auch diesmal. Es liegt am Fleisch.

Währenddessen. Meine ägyptische Freundin backt einen Apfelkuchen. Nicolais Freundin macht Apfelgelee.
28.07.14   Über eine SMS von meiner Tochter Joya freue ich mich. Ihr Film "Love, Yesterday" läuft auf einem wichtigen Filmfestival Ende Oktober.

Heute morgen schien sehr schnell die Sonne, doch dann beim Radfahren nicht mehr.


Und dann am See hat es geschüttet. Bei der Fahrt zurück war nach einem Kilometer der Radweg trocken. Meine ägyptische Freundin hat aufgehört zu schwimmen, weil es vielleicht noch ein Gewitter geben könnte. Es gab keins.
Als ich 15 oder 16 Jahre alt und im Internat war, bin ich im See, der meinem Onkel gehörte, besonders gern während eines Gewitters geschwommen, weil Angst für mich damals ein Fremdwort war. OK, heute würde ich das nicht wieder machen, obwohl ich mich noch genau erinnere, wie sich das Schwimmen im See bei Gewitter anfühlt. Das Wasser ist dann irgendwie sanft und weich. Vielleicht ist das Gefühl eine Erinnerung an den Zustand im Bauch meiner Mutter.
Meine Erinnerungen an den Algarve-Urlaub. Ich hab es meiner ägyptischen Freundin gezeigt, wollte eigentlich noch einen Kommentar dazu machen, aber sie sagte, du musst das so zeigen. Ohne Kommentar. Ich höre auf sie und jetzt ist es hier.

29.07.14   In der Nacht und am Morgen viel Regen. Vor meiner Haustür krabbeln zwei dicke fette Nacktschnecken. Ich habe keine Energie sie zu entsorgen. Dann scheint die Sonne und beim Radfahren zum See läuft der Schweiß.

Dieses Schaf liebt offensichtlich Liguster. Ich sollte es ausleihen für meine Ligusterhecke, denn die muss defintiv weg.

Ich habe mit den Aufräumarbeiten von Nicolais Heckenschnitt angefangen bis zu einem Gewitter mit Blitz und Donner, Sturm und extremem Starkregen.

Mein Phlox im Garten noch vor dem Regen.

Aus Gaza.
30.07.14   Heute Abend um 22.40 Uhr läuft im rbb mein Film "BERLIN CHAMISSOPLATZ" (LINK). Leider kann ich selbst nicht gucken, weil meine Satellitenantenne ausgefallen ist. Vielleicht war das Gewitter gestern daran Schuld.
Zu Gaza sind zwei Texte heute ganz besonders aufschlussreich, und ich empfehle meinen Blog-Lesern, sie zu lesen. Der erste ist im The New Yorker (LINK) erschienen, der zweite in der FAZ (LINK). Beim Lesen beider Texte habe ich viel gelernt.
THIS IS A BAD PLANET: Sandmonkey in Ägypten schreibt auf seiner Facebookseite :" I have reached a point where i am actually bored with the insanity of the middle-east. Israel has gone insane, Assad was always insane, ISIS is making a state out of insanity, and Egypt, well, I am not really sure how to even describe it anymore, but I am starting to think that foreign intervention by an elite corps of psychiatrists is necessary at this point. I am, like many others, tied here by family and obligations, but if you are not, leave. Honestly, get the fuck out of the middle east. Go to New Zealand or something. Enjoy some peace and beauty before you die by any of the 47829374691 ways that the middle east can kill you. The way we live is not normal. This is the bad planet. Trust me."
31.07.14  
Die Verschönerungsarbeiten bei meiner Kreuzberger Wohnung sind wieder ein bisschen weiter fortgeschritten. Sogar 3 Birnbäume wurden im Hof gepflanzt.

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